Die Reformierte Kirche stellt sich den Herausforderungen

Vor 25 Jahren ist mit der Genehmigung der damals sorgfältig erarbeiteten Verfassung die Evangelisch- reformierte Kantonalkirche Tatsache geworden. Die Verfassung sei damals, so Gründerpräsident Felix Meyer, die modernste der Schweiz gewesen. Sie führte integral das Stimmrecht für alle reformierten Ausländer sowie das aktive Wahlrecht ab dem 16 Altersjahr ein. Das war neu.

Aus Lebensmittelüberschüssen gekocht

Dieses Jubiläum ist am Sonntag von allen sechs reformierten Kirchgemeinden im Kanton mit einem gross angelegten Kirchentag in Rothenthurm gefeiert worden. Das Programm stach durch ein durchgetaktetes Angebot hervor, zu dem beispielsweise auch Workshops für Kalligraphie, für Chorsingen oder eine Kugelibahn gehörten. Selbst das Bankett folgte einer besonderen Idee: «Foodsave». Das Drei-Gang-Menü wurde aus Lebensmittelüberschüssen gekocht und war ausgesprochen genussvoll. Einzig für die Jugend wurde ein Kompromiss eingegangen: im Freien gabs Pommes.

Allerdings war der Kirchentag nicht rückschauend ausgerichtet, sondern mit Blick nach vorne. Vor allem ein Gespräch zwischen den drei bisherigen Präsidenten der Kantonalkirche zeigte, wo die Probleme und Sorgen stecken und in welche Richtung es gehen könnte: Felix Meyer, Steinen (16 Jahre im Amt), Heinz Fischer, Küssnacht (8), und Erhard Jordi, Brunnen (2), äusserten sich offen zu dieser Thematik.

Seit 2016 rund acht Prozent Mitglieder weniger

Überzeugt davon, dass die in ihrer Organisation demokratisch aufgebaute reformierte Kirche sich immer anpassen und Schwierigkeiten bewältigen kann, wurden auch die heutigen Sorgen beurteilt. Der amtierende Präsident Erhard Jordi bestätigte, dass die Zahlen in den Kirchgemeinden sänken – moderat zwar, aber sie sin-ken. Im Kanton Schwyz ist seit 2016 ein Rückgang der Reformierten um rund acht Prozent verzeichnet worden. Auch sei es nicht ausgeschlossen, dass irgendwann das Recht der Kirchen, Steuern erheben zu können, fallen könnte. Oder es stelle sich bei sinkenden Zahlen die Frage, ob die bestehende Infrastruktur in diesem Ausmass noch gebraucht werde oder ob in Zukunft noch genügend Leute für die ehrenamtliche Arbeit gefunden werden können. Auch wenn man nicht im Kaffeesatz lesen wolle: Er könnte sich vorstellen, dass verschiedene Gebäude einer neuen Nutzung zugeführt werden. Als Kernaufgabe werde sich die reformierte Kantonalkirche darauf konzentrieren müssen, den Bestand an Kirchenmitgliedern und die für den Betrieb notwendigen Mittel zu sichern.

Katholische Schwesterkirche hat gleiche Probleme

Auch die Grussworte am Kirchentag gingen in diese Richtung. Regierungsrat Xaver Schuler bezeichnete die in den Kirchgemeinden als gelebter Gemeinschaft ehrenamtlich geleistete Arbeit als ausserordentlich wich-tig. «Das verdient den Respekt der Regierung», betonte Schuler. Und Lorenz Bösch wies als Präsident der Römisch- katholischen Kantonalkirche darauf hin, dass man nicht nur die gleiche rechtliche Basis und das gleiche Grundbekenntnis habe wie die Reformierten, sondern auch ähnliche Fragen, Aufgaben und Sorgen. Aber solange sich Leute in den Kirchgemeinden noch engagieren, gebe es immerhin Hoffnung für die Zukunft.

In einem von Marianne Noser geleiteten Podiumsgespräch wurde das Thema des Kirchentags eingehender behandelt. Zur Aussage «Die Hoffnung, die in uns steckt» machten sich Rita Famos, Präsidentin der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz (EKS), der Kantonsratspräsident Jonathan Prelicz, Unternehmer Stephan Baer, Küssnacht, als Präsident der Aktion «Tischlein deck dich», und die Höfnerin Irene Thalmann, Geschäftsführerin des Chindernetzes Kanton Schwyz, ihre Gedanken. Alle waren sich einig, dass die Hoffnung immanent im Menschen vorhanden ist und all den schrecklichen Meldungen und Entwicklungen gegenübersteht.

Ohne Hoffnung geht der Mensch unter

Hoffnung mache, dass sich nach wie vor viele Leute öffentlich engagieren und sich gegen Unrecht wehren. Hoffnung mache die inzwischen verbreitete Erkenntnis, dass man im Bereich Umwelt und Nachhaltigkeit nicht alles der Wirtschaft und Privaten überlassen könne, sondern die Gemeinschaft handeln müsse, sagte Stephan Baer. Ohne Hoffnung gehe die Menschheit unter, war Irene Thalmann der Ansicht. Hoffnung bedeute auch, an das Gute im Menschen zu glauben, an die Vernunft und auch an etwas Glück, erklärte der bekennende Agnostiker Stephan Baer. Ganz gross auf die Hoffnung setze sie, so Rita Famos, dass die Kirche nicht so bleiben werde wie heute, sondern sich anpassen werde an eine veränderte Kultur und an eine Sprache, welche die Jungen verstehen.

Im Rahmen des Kirchentags wurde ein Faksimile-Exemplar der legendären Wiedmann-Bibel mit ihren 3333 Bildern der Reformierten Kirche Schweiz übergeben.

Über 300 Teilnehmende waren an einem spannenden Kirchentag zum Jubiläum «25 Jahre Evangelisch-reformierte Kantonalkirche Schwyz».

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Quelle: Marchanzeiger vom 17.10.2023 / Bote der Urschweiz vom 16.10.2023

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.Bilder zum Kirchentag:

Weitere Zeitungsberichte zum Thema:

Martin Wiedmann,
Rita Famos

v.l. Erhard Jordi, Felix Meyer, Heinz Fischer